Mobbing  im  Pankower  Kleingartenwesen

 

 

 

Es ist nicht der Regelfall im Pankower Kleingartenwesen und es betrifft nur eine Minderheit der KGV.  Trotzdem kann man es nicht mehr ignorieren: 

 

Tatsache ist:  Kleingärtner aus immerhin 9 Pankower Kleingartenvereinen (darunter 3 regelrechte "Spitzenreiter") berichteten uns jeweils mehrfach von Verhaltensweisen, die man nur als Mobbing bzw. als Mobbing-Einzelhandlungen bezeichnen kann.  49 Fälle haben wir aufgelistet. Hier eine kleine Auswahl:

 

- Ein Kleingärtner (im achten Lebensjahrzehnt)  sammelt in unstrittig legaler Weise in einer KGA Unterschriften (mit Bezugnahme zum Pankower Kleingärtnerskandal). Er bekam viel Sympathie. Aber nicht von allen, was nicht schlimm ist. Kritik ist immer zulässig. Einige aber pöbelten ihn sehr lautstark und übel an, und zwar in einer Art und Weise, die klar gegen Zivilrecht und Vereinsrecht verstößt (sogar hart am Rande strafrechtlicher Relevanz).

 

- Eine Kleingärtnerin äußert bei einer Mitgliederversammlung Kritik an Viola Kleinau und anderen Kleingartenfunktionären/innen. Ihr wird darauf hin das Wort entzogen; sie wird übel beschimpft. Einige Tage später findet sich im öffentlichen Aushang des Vereins ein Schreiben, mit dem dazu aufgefordert wird, diese Kleingärtnerin aus dem Verein auszuschließen. Unfassbar. Erst nach Einschaltung eines Rechtsanwalts wird das Schreiben wieder abgehangen.  Zur Problematik der Täter-Opfer-Umkehr:  HIER.

 

- Der Pächter einer KGV-Vereinsgaststätte wird vom KGV-Vereinsvorstand unter Druck gesetzt und ist schließlich widerwillig bereit, zwei (kritischen) Kleingärtnern für die Gaststätte Hausverbot zu erteilen.

 

- Einer Kleingärtnerin, die unwillig zur Zahlung einer doppelten Pacht ist (Eigentümer ist dort das Land Berlin), wird mitgeteilt, daß dies unter namentlicher Nennung dem Eigentümer mitgeteilt wird. Niemand kann indessen zu einer "doppelten" Pachtzahlung gezwungen werden, da die Pflicht zur Unterpachtzahlung sich AUSSCHLIEßLICH aus dem Unterpachtvertrag ergibt. Anders ist das ggf. bei Beschlüssen zur "Einmalumlage"; diese sind indessen in Bezug auf ZahlungsWÜNSCHE des Eigentümers nicht individualisierbar. Wir haben hier einen DSGVO-Verstoß bzw. den Fall einer perfiden Drohung.

 

- Ein Kleingärtner kritisiert bei einer Mitgliederversammlung, daß aus dem Gebäude des Bezirksverbands kistenweise Akten und Unterlagen verschwunden sind, die nun als Beweismaterial im Fall "Viola Kleinau" nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Kleingärtner wird wüst kritisiert. Und der Vorsitzende dieses Vereins behauptet (ebenso wie zuvor Gerd Hardt vom BV-Vorstand), daß es sich nur um eine routinemäßige Aktenvernichtung gehandelt habe. Das verdient hier keinen Kommentar.

 

- Kleingärtner werden nach geäußerter Kritik ABGEMAHNT  wegen "aggressiven Verhaltens". Zeugen berichten indessen, daß die Kritik sachlich vorgetragen wurde, die Zurückweisung der Kritik sich jedoch durch Empörung und Zorn auszeichnete.

 

................. die Liste lässt sich sehr lang fortsetzen, u.a. auch durch  EXTREME  Fälle von Ungleichbehandlung in Fragen kleingärtnerischer Nutzung. Gegen Konsequenz hier ist ja nichts einzuwenden, zu kritisieren sind aber  EXTREME  Ungleichbehandlungen zu Lasten kritischer Kleingärtner.

 

Dieser Thematik werden wir künftig viel Aufmerksamkeit widmen :

 

Ggf. kann ein von Betroffenen geführtes Mobbing-Tagebuch (vgl. Rechtsprechung) hier sehr hilfreich sein, mit sehr erheblichem Beweiswert (vgl. Rechtsprechung). Durch die Rechtsprechung des EuGH ist die Beweislastfrage hier für Betroffene in vielen Fällen vereinfacht. In einer Reihe von Fällen können seitens der Betroffenen erhebliche finanzielle Ansprüche geltend gemacht werden (vgl. Rechtsprechung). Als ehemaliger ehrenamtlicher Arbeitsrichter hatte ich Gelegenheit, an solchen Gerichtsurteilen mitzuwirken (eine Kammer besteht aus drei Richtern).

 

Seit fast 30 Jahren führe ich u.a. auch Seminare zur Mobbing-Bekämpfung und Mobbing-Prävention durch, gebe Ratschläge in Selbsthilfegruppen, und habe häufig auch Interviews gegeben:  Unten ist eines dieser Interviews wiedergegeben.  Mobbing gibt es nicht nur in der Arbeitswelt.

 

Berlin, den 21.7.2023      Axel  Quandt

 

 

 

 

 

 

Altes  Presse-Interview   der Zeitschrift  inform    (Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft  TRANSNET)   mit  Axel Quandt  :

 

 

"  MOBBING  DARF  SICH  NICHT  LOHNEN  "

 

 

Inform sprach mit Axel Quandt über die Hintergründe des Mobbings und über mögliche Gegenstrategien :

 

 

Inform :   "Mobbing" ist heute in aller Munde. Täuscht der Eindruck, oder hat Mobbing in der Arbeitswelt zugenommen ?

 

 

Quandt :   Mobbing hat zugenommen. ...   Beim Mobbing geht es um die letztendliche völlige Isolation und Ausgrenzung des Opfers, um dessen dauerhafte Stigmatisierung. ...

 

 

Inform :   Mittlerweile sprechen wir auch schon von Mobbing in der Schule. Erleben wir einen allgemeinen Trend des Zerfalls gesellschaftlicher Werte ?

 

 

Quandt :   Von Mobbing kann man immer nur dann sprechen, wenn es dem Opfer nicht ohne weiteres ohne Verluste möglich ist, sich der Situation zu entziehen. Das ist vor allem in der Arbeitswelt der Fall, aber auch in der Schule, beim Wehrdienst oder im Gefängnis. Die Zunahme des Mobbing in der Schule hängt zweifellos damit zusammen, dass die Schule als Autorität im positivem Sinne zunehmend weniger anerkannt wird. Tatsächlich scheinen hier dann nicht nur autoritätsfreie, sondern zunehmend auch wertfreie Räume zu entstehen. Mobbing ist dort denkbar, wo Macht unkontrolliert ist. Auch Schüler-Cliquen verfügen über Macht gegenüber den Mitschülern.

 

 

Inform :   Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Mobbing einerseits und der Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse ?

 

 

Quandt :   Bei etwa der Hälfte der Mobbingfälle handelt es sich um Bossing. Hier geht das Mobbing von Vorgesetzten aus. Bei der anderen Hälfte geht das Mobbing von Kollegen aus, die sich ungefähr auf der gleichen Hierarchieebene befinden. Das Bossing nimmt durch die prekären Arbeitsverhältnisse keineswegs zu. Allerdings aus Gründen, die nicht sehr positive sind. Bei einem besonders schwachen und leicht kündbaren Arbeitnehmer haben Vorgesetzte, sofern es sich um potentielle Mobber handelt, Mobbing garnicht nötig. Sie lösen "das Problem" stattdessen mit einem Axthieb. Ihr Opfer wird schnell gekündigt oder der Vertrag wird nicht verlängert. Das Mobbing jedoch, das von Kollegen der gleichen Hierarchieebene ausgeht, wird durch solche Arbeitsverhältnisse begünstigt. Innerhalb der Kollegenschaft sind die Schwächsten besonders mobbinggefährdet.

 

 

Inform :   Kann man typische Mobbing-Opfer oder Täter charakterisieren ?

 

 

Quandt :   Opfer kann prinzipiell jeder werden. Es gibt aber einige Faktoren, die die Opferwahrscheinlichkeit erhöhen. Arglosigkeit, Blauäugigkeit im Hinblick auf die Machenschaften anderer, mangelndes Selbstbewusstsein, mangelnde soziale Sensibelität (zu einseitige Konzentration auf reine Sacharbeit) u.a. können Mobbing begünstigen. Die Täter hingegen, die Mobber, haben bei aller Unterschiedlichkeit des Charakters im einzelnen, einen großen gemeinsamen Nenner: Sie haben gelernt, sich selbst speziell dadurch Vorteile zu verschaffen, dass sie anderen schaden.

 

 

Inform :   Was raten Sie den Betroffenen ?

 

 

Quandt :   Vor allem geht es um die Vermeidung unzähliger typischer Fehler. Ich kann hier nur wenige wichtige Punkte ansprechen. Wichtig ist die Schaffung einer "strategischen Ausgangsbasis". Dazu gehören vor allem drei Dinge: Absolutes oberstes Ziel muß es sein, alles zu unterlassen, was die Ausgrenzung im Betrieb begünstigt. Und es muss alles geschehen, was dieser Ausgrenzung entgegenwirkt. Das ganze Denken muss von dieser Idee absolut dominiert werden. Zweitens muss der Mobbing-Prozess außerordentlich gründlich und arbeitsintensiv analysiert werden. Unbedingt muss auch ein Mobbing-Tagebuch geführt werden. Und drittens: Man muss seelischen Ausgleich streng-diszipliniert und generalstabsmäßig organisieren. Mit einer ungeheuren Konsequenz und Regelmäßigkeit müssen bspw. Waldspaziergänge, Sport, Gartenarbeit etc. durchgeführt werden, je nachdem. Der seelische Ressourcenabbau beim Mobbingopfer ist immens. Auf Basis dieser strategischen Ausgangsbasis sind dann sehr viele taktische Einzelmaßnahmen erforderlich.

 

 

Inform :   Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur ?

 

 

Quandt :   Eine große. Dem Mobbing geht immer (offen oder verdeckt) irgendein auslösender Konflikt voraus. Ein offenes Gesprächsklima kann dabei helfen, dass dieser Konflikt beigelegt und nicht virulent wird. Mobbing darf sich nicht lohnen. Hierbei kann auch eine Mobbing- und Fairness-Betriebsvereinbarung hilfreich sein.

 

 

 


Wir befürworten die Zielsetzungen von  Transparency International Deutschland e.V.  und die des  Anti- korruptionsvereins Berlin e.V.  und unterstützen beide Organisationen :  

 

 

Wir befürworten ausdrücklich die Zielsetzungen von  "Pro Polizei Berlin e.V.".  Dafür gibt es viele Gründe. Einbrüche in Kleingarten-Lauben sind zahlreich, Vandalismus weit verbreitet. Eine Zusammenarbeit mit der Polizei ist wichtig, ebenso die Unterstützung -auch medial- ihrer Arbeit.

 

https://www.pro-polizei-berlin.de/

 

 

 

 

 

 

 

Ich unterstütze politische Bestrebungen, die sich EHRLICH für das Kleingartenwesen einsetzen - und nicht nur Wählerstimmen der Kleingärtner erschleichen wollen. Als zunehmend übelriechend und unästhetisch empfinde ich es, wenn Politiker den Wert des Kleingartenwesens im Munde führen, tatsächlich aber dessen Unterhöhlung betreiben oder nicht verhindern. Denn ein solcher Widerspruch der Verlogenheit und Vernebelung gehört, wo er in Erscheinung tritt, angeprangert.                                            

Axel Quandt  (Herausgeber)